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Vom Kleinsten ins Größte

Chia-Ling Chou wurde im September 2022 ins Graduiertenprogramm „RNA & Infektion“ des Helmholtz-Instituts Würzburg (HIRI) aufgenommen und gehört damit zu den neuesten Teilnehmer:innen. Am HIRI erforscht die Doktorandin nicht-kodierende Ribonukleinsäuren (RNAs, von engl. ribonucleic acids) in Wirt-Pathogen-Interaktionen auf der Einzelzellebene. Während sie sich in ihrer Forschung einzelnen Zellen widmet, hat sie in ihrer Freizeit am liebsten das große Ganze im Blick.

„Es ist einfach beeindruckend, dass wir in der Wissenschaft mittlerweile so weit sind, dass wir einzelne Zellen getrennt voneinander betrachten können“, schwärmt die HIRI-Doktorandin Chia-Ling Chou von der Einzelzellanalyse. Diese ermöglicht es, mit modernsten Methoden und Techniken jede einzelne Zelle bis ins kleinste Detail zu untersuchen. Auf diese Weise können Wissenschaftler:innen beispielsweise nachvollziehen, wann und welche Gene in einer Zelle ein- oder ausgeschaltet werden oder wie Organe oder Organismen sich entwickeln.

Einzelne Zellen im Visier

In der Forschungsgruppe „Einzelzellanalyse“ von Emmanuel Saliba untersucht Chia nicht-kodierende RNAs, die die Interaktionen zwischen Krankheitserregern und dem menschlichen Wirt regulieren – und das auf Ebene einzelner Zellen. Nicht-kodierende RNAs sind RNA-Moleküle, die nicht wie etwa die Boten-RNA (mRNA, von engl. messenger RNA) in Proteine übersetzt werden. „Die Forschung hat sich in letzter Zeit sehr auf die mRNAs konzentriert, aber das menschliche Genom umfasst viel mehr. Ich möchte herausfinden, welche Rolle nicht-kodierende RNAs – insbesondere microRNAs und lange nicht-kodierende RNAs – bei Infektionen spielen“, beschreibt Chia ihr Promotionsprojekt, das sie vor Kurzem begonnen hat.

Spätestens seit der Oberstufe wusste Chia, dass sie einmal Biologie studieren will. „Aber ich wollte nichts mit Tieren oder Pflanzen machen“, erinnert sie sich. Der Studiengang Applied Biology, also Angewandte Biologie, an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg war genau das Richtige für sie: „In diesem Studiengang geht es um Humanbiologie, also um medizinische Hintergründe und molekulare Medizin. Das passte perfekt“, erinnert sie sich. Auf den Bachelor in Bonn folgte der Master in Biotechnologie in Straßburg. Forschungsreisen führten sie in die USA und nach Taiwan. „Durch die verschiedenen Auslandsaufenthalte habe ich nicht nur andere Arbeitsweisen und Mentalitäten kennengelernt, sondern auch mich selbst“, fasst Chia ihre Erfahrungen zusammen. „Ich bin in Taipeh geboren, habe aber nie dort gelebt, sondern bin in einem kleinen Dorf in der Nähe von Krefeld aufgewachsen. Dort war alles sehr zugeknöpft. Durch mein Studium und meine Reisen hat sich die Welt für mich geöffnet, und ich konnte – vor allem durch mein Praktikum in Taipeh – meine Wurzeln entdecken.“

Vom HIRI und seinem Graduiertenprogramm erfuhr Chia durch eine ehemalige Kommilitonin, die am Institut tätig ist. Die Forschungsgebiete der Würzburger Forschungseinrichtung fand sie auf Anhieb spannend. „Das HIRI ist das weltweit erste Institut seiner Art, das sich auf die Rolle von RNAs bei Infektionen konzentriert. Ich fand das sehr interessant“, sagt sie. Auch das Graduiertenprogramm bot Vorteile. Denn Interessent:innen bewerben sich nicht, wie bei anderen Programmen, für ein bestimmtes Labor und vorgegebenes Thema. Stattdessen dürfen die Teilnehmer:innen durch drei verschiedene Forschungsgruppen am HIRI rotieren. „Ich konnte so in kurzer Zeit viele Labore und Menschen kennenlernen und einen umfassenden Eindruck gewinnen“, sagt Chia. Und dieser Eindruck ist ein guter: „Die Gruppenleiter:innen am HIRI sind leidenschaftlich bei der Sache, und es ist ihnen wichtig, wie es den Studierenden geht“, beschreibt sie den HIRI-Spirit. Besonders unter den HIRI-Doktorand:innen herrsche außerdem ein starkes Gemeinschaftsgefühl: „Alle Studierenden sind gut miteinander vernetzt“, freut sich Chia.

Das große Ganze

Für das HIRI-Graduiertenprogramm ist Chia ins unterfränkische Würzburg gezogen. „Würzburg hat eine gute Größe. Man kommt schnell überall hin – auch ins Grüne“, sagt Chia. Außerdem sei Würzburg verkehrstechnisch gut angebunden. „Mit den Regionalzügen kann ich gut die Umgebung erkunden. Mit dem ICE bin ich wiederum schnell in Frankfurt, und von dort aus kann ich die ganze Welt bereisen“, fasst sie zusammen. An Würzburg gefällt ihr besonders die Festung mit dem Blick über die Stadt und den Main. Aber auch die Weinberge haben es der jungen Wissenschaftlerin angetan – ein Spaziergang sei für alle Neu-Würzburger:innen Pflicht. „Eigentlich gefällt mir alles, von wo man einen guten Blick auf die Stadt hat“, fasst sie zusammen. Chias Tipp: Eine besonders schöne Aussicht auf Würzburg bietet die Friedensbrücke.


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