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Was sich hinter der Forschung verbirgt

Interview mit HIRI-Labor- und Infrastrukturmanagerin Christiane Albert-Weißenberger

Labore bieten kontrollierte Bedingungen für Experimente und Messungen. Ihnen verdanken wir zahlreiche Erfindungen und Entdeckungen, die unser Leben positiv beeinflussen – man denke nur an Penicillin, Impfstoffe oder Röntgenstrahlen.

Am Helmholtz-Institut Würzburg (HIRI) sorgt Labor- und Infrastrukturmanagerin Christiane Albert-Weißenberger dafür, dass die Forschung im Labor reibungslos abläuft. Im Interview spricht sie über ihre Arbeit und Aufgaben, den spannendsten Ort im Labor und darüber, wie die Laboratorien der Zukunft aussehen könnten.

Was gehört zu den Aufgaben einer Labor- und Infrastrukturmanagerin?

Die Aufgaben unterscheiden sich von Einrichtung zu Einrichtung. Ein wichtiger Aspekt meiner Arbeit am HIRI liegt in den Bereichen Biosicherheit, Gentechnik und Strahlenschutz. Wir arbeiten mit Erregern, die Krankheiten bei Mensch oder Tier hervorrufen können. Dafür brauchen wir eine Erlaubnis, die ich verantworte. Als Beauftragte für biologische Sicherheit berate ich zum Bereich Gentechnik, das heißt, ich unterstütze Arbeitsgruppenleiter bei Anträgen und kontrolliere die ordnungsgemäße Dokumentation gentechnischer Arbeiten. Wenn jemand einen neuen Krankheitserreger erforschen oder ein neues gentechnisches Experiment durchführen will, muss er oder sie sich zunächst an mich wenden. Meine Aufgaben sind also wichtig, um einen geregelten und sicheren Ablauf im Labor zu gewährleisten.

In meiner Rolle als Infrastrukturmanagerin schaffe ich neue Laborinstrumente an. Dafür führe ich Marktrecherchen durch und prüfe, ob unser Labor die benötigten Voraussetzungen für das gewünschte Gerät mitbringt. Manchmal erfordert dies auch Umbaumaßnahmen, wie kürzlich bei der Anschaffung von Abzügen, die mit Formiergas betrieben werden. Dafür mussten wir einen Sicherheitsschrank installieren und den Raum umbauen, um mehr Platz zu schaffen.

Was macht die Arbeit einer Labormanagerin so wichtig?

Ein bedeutender Bestandteil meiner Arbeit ist neben der Gewährleistung der Sicherheit die Unterstützung unserer Forschungsgruppenleiter. Jeder ist zwar für sein Labor verantwortlich, hat aber davon abgesehen eine Vielzahl von Aufgaben. Gerade junge Gruppenleiter, die zum ersten Mal ein eigenes Labor betreuen, haben oft noch wenig Erfahrung mit Gentechnik, Biosicherheit oder Sicherheitsmaßnahmen. In solchen Fällen unterstütze ich: Sie müssen also nicht alle Vorschriften selbst lesen, sondern können zu mir kommen und ich berate sie gerne.

Das gilt auch für die bereits erwähnten Marktrecherchen. Die Arbeitsgruppenleiter wissen in der Regel, was ein neues gewünschtes Gerät können müssen, haben aber keine Zeit für ausführliche Recherchen. Die übernehme ich, indem ich Apparate unterschiedlichster Hersteller vergleiche.

Lass uns einen Blick hinter die Kulissen werfen: Welcher Ort ist in unserem Labor besonders spannend?

Besonders spannend finde ich unsere Spülküche. Denn dort steht das wichtigste Gerät im ganzen Haus: der Autoklav. Dieser ist für eine saubere und sichere Laborumgebung unerlässlich. Ohne ihn könnten wir also nicht an Krankheitserregern forschen. Die Spülküche darf man sich dabei nicht wie eine herkömmliche Küche vorstellen: Bei uns besteht sie aus mehreren Räumen. In den ersten Raum kommen die kontaminierten Abfälle und Glaswaren. Dort bestücken unsere Spülkräfte den Durchlaufautoklav. Auf der anderen Seite, in einem zweiten Raum, entladen sie ihn. Der Müll landet im Restmüll, die Glaswaren werden in einem dritten Raum in Spülmaschinen gereinigt und sterilisiert. Danach können unsere Forschenden die sauberen Glaswaren wiederverwenden.

Das Helmholtz-Institut Würzburg baut gerade seinen Neubau auf dem Medizin-Campus. Wie bist du als Labor- und Infrastrukturmanagerin daran beteiligt?

Bisher habe ich im Planungs- und Bauprozess verschiedene Aufgaben wahrgenommen. Seit Rolf Heinrich Troeder als Projektleiter den Neubau mitbetreut, konzentriere ich mich auf die Labore. Ich stelle den Planern und Architekten Informationen zu den speziellen Bedingungen zur Verfügung, die im Labor herrschen. So können sie die Ausstattung entsprechend anpassen. Es geht dabei zum Beispiel darum, welche Werte das Wasser haben muss oder ob wir mit explosiven Substanzen arbeiten.

Ich war auch an der Einrichtung des Labors beteiligt. Es steht nämlich schon im Detail fest, wo zum Beispiel welcher Abzug hinkommt, wo Arbeitsplätze geplant sind, wo Tische stehen und wie unsere Geräte auf den Etagen verteilt werden sollen.

Für immer mehr Erkrankungen gibt es Point-of-Care-Tests zur patientennahen Sofortdiagnostik, spätestens seit der Covid-19-Pandemie hat wohl jeder einen dieser kleinen Plastiktests in der Hand gehalten. Auch wir am HIRI forschen an Point-of-Care-Diagnostika. Werden Labore, wie wir sie kennen, irgendwann obsolet?

Als ich vor 20 Jahren in die Forschung eingestiegen bin, sahen die Nasslabore, wie sie bei uns im Institut überwiegend vorhanden sind, noch genauso aus wie heute. Natürlich haben sich die Techniken, mit denen die Forschenden dort arbeiten, verändert, aber es hat nicht so viele Sprünge gegeben wie erwartet – und das wird wohl auch so bleiben.

Was sich ändern wird, sind die Geräte, mit denen wir die Analysen durchführen. Es kommen immer neue auf den Markt, vorhandene werden verfeinert und den Bedürfnissen angepasst. Wir haben heute Forschungsgebiete, die vor 20 Jahren unvorstellbar waren. Beispielweise können wir mittlerweile mit einzelnen Zellen arbeiten. Das ist nur möglich, weil es inzwischen Geräte gibt, die Zellen effizient und schnell trennen können. Und diese Instrumente können dann gleichzeitig ihr Transkriptom, also die Gesamtheit der Gene, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer Zelle transkribiert sind, so markieren, dass die Forschenden es einerseits sequenzieren können, aber andererseits auch wissen, zu welcher Zelle es gehört.

Die Geräteentwicklung wird also voranschreiten, aber die Grundlagen, die das Nasslabor ausmachen, wird es wohl auch in 20 Jahren noch geben.