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Über die Freude am Entdecken

Seit 2022 ist Janet Wackenreuter Doktorandin im Graduiertenprogramm „RNA & Infektion“. In ihrer Forschung am Helmholtz-Institut Würzburg (HIRI) beschäftigt sich die gebürtige Unterfränkin mit kleinen Ribonukleinsäuren, auch small RNAs genannt. Ihr Geheimtipp für Würzburg ist allerdings eher philosophischer als biologischer Natur.

„Eigentlich wollte ich etwas mit Umweltschutz studieren. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich für ein Biologiestudium in Bayreuth entschieden, weil ich mich dann immer noch spezialisieren konnte – je nachdem, was mir Spaß macht“, erinnert sie sich. Im Studium durfte sie erste Erfahrungen im Labor sammeln. „Als ich das erste Mal im Labor stand, war mir klar, dass ich dort arbeiten will“, sagt sie.

Inzwischen ist Janet täglich im Labor von Franziska Faber anzutreffen. Die Forschungsgruppe der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, die mit dem HIRI assoziiert ist, hat sich ganz dem Darmerreger Clostridioides difficile verschrieben. „Unkontrolliertes Wachstum des Erregers führt zu schweren Durchfallerkrankungen, die auch tödlich enden können. Gerade für Krankenhäuser und das Gesundheitssystem ist er eine große Belastung“, erklärt Janet. Zwar kann das Bakterium mit Antibiotika unschädlich gemacht werden, doch werden dabei auch gutartige Mikroorganismen angegriffen und das Mikrobiom gestört. Außerdem ist C. difficile in der Lage, Sporen zu bilden. Diese Dauerform ist antibiotikaresistent, langlebig und spielt eine wichtige Rolle bei der Verbreitung des Erregers.

„Welche Umwelteinflüsse dazu führen, dass das Bakterium Sporen bildet, ist noch unklar“, sagt Janet. Sicher ist jedoch, dass der Masterregulator Spo0A vorhanden sein muss. Seine Translation – das Übersetzen der Boten-Ribonukleinsäure (mRNA) in Proteine – wird wiederum von einem Netzwerk kleiner RNAs gesteuert. Dieses Netzwerk zu erforschen, hat sich Janet in ihrer Doktorarbeit zur Aufgabe gemacht. „Zuerst muss ich die vorhandenen kleinen RNAs identifizieren. Dann untersuche ich, wie sie miteinander interagieren“, gibt sie einen Ausblick. Diese kleinen RNAs könnten wiederum Angriffspunkte für zukünftige Therapieformen bilden. Mit ihren Entdeckungen schafft Janet also die Grundlage für weitergehende, anwendungsbezogene Forschung.

Roter Faden RNA

Auf das HIRI-Graduiertenprogramm aufmerksam wurde Janet durch einen Professor, der die neue Ausschreibung in den sozialen Medien gesehen hatte – ganz unverhofft. „Eigentlich steckte ich noch mitten in meiner Masterarbeit und war nicht wirklich auf der Suche“, erinnert sie sich, „aber da ich mich zu diesem Zeitpunkt schon mit RNAs beschäftigt hatte, passte das Programm einfach super.“ Die Frist für die Bewerbung war nicht mehr lange hin, also musste sich Janet beeilen. „48 Stunden, wenig Schlaf und viel Kaffee später war meine Bewerbung abgeschickt.“ Und die Mühe hat sich gelohnt, Janet wurde in das Programm aufgenommen. „Ich habe so viel gelernt, seit ich hier bin“, sagt sie. „Ich konnte Einblicke in die größeren Labore von Chase Beisel und Jörg Vogel bekommen und dort mit der Genschere CRISPR und Antisense-Peptidnukleinsäuren, RNA-basierten Antibiotika, arbeiten“, erinnert sie sich. Denn potentielle Doktorand:innen bewerben sich nicht für eine bestimmte Gruppe oder ein Projekt. Stattdessen dürfen sie zunächst durch drei verschiedene Labore am HIRI rotieren und die Forschung und Techniken kennenlernen. Auch wenn sie sich letztlich für das Labor von Franziska Faber entschieden hat, schätzt sie die Erfahrungen aus den anderen Laboren. „Sie bringen mich bei meinem Projekt weiter. Einige Methoden, die ich dort gelernt habe, wende ich auch heute noch an.“

Für das Graduiertenprogramm ist Janet nach Würzburg gezogen, wo die gebürtige Unterfränkin aber schon länger verwurzelt ist: „Es ist mir sehr leicht gefallen, mich hier einzuleben, da einige Jugend- und Schulfreunde bereits in Würzburg wohnten.“ Doch auch am Helmholtz-Institut Würzburg hat sie schnell Anschluss gefunden. „Wir sind einfach eine tolle Truppe mit einer guten Chemie. Da unsere Arbeitsgruppe relativ klein ist, geht es sehr familiär zu. Jeder kennt jeden und die Projekte der anderen“, sagt Janet.

Janet genießt es, wieder zurück in ihrer Heimat zu sein: „Ich bin ein sehr heimatverbundener Mensch. Ich habe viel Familie in Schweinfurt und Umgebung und bin in meinem Heimatort aktiv“, sagt sie. Ansonsten schätzt sie die Größe Würzburgs. „Die Stadt ist groß genug, um viele kulturelle und Freizeitaktivitäten zu bieten. Gleichzeitig ist alles sehr zentral gelegen und vom Stadtzentrum aus kann man die anderen Stadtteile gut erreichen.“ Auch die Weinberge und die vielen historischen Gebäude haben es ihr angetan: „Es gibt einfach wahnsinnig viel zu entdecken.“ Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten am Main und genießt die herrliche Aussicht vom Ufer aus.

Wer schon immer einmal eine Vorlesung an der Universität Würzburg besuchen wollte, kann sich Janets Geheimtipp zu Herzen nehmen. „Ich empfehle die Residenzvorlesungen im Toscana-Saal. Der Raum mit den vielen Gemälden und Spiegeln ist einfach wunderschön“, schwärmt sie. Diese Vorlesungen, die vom Institut für Philosophie organisiert werden, stehen auch Nicht-Philosophen offen. Und zum Abschluss gibt es ein Glas Würzburger Wein.


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