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Die Chemie des Lebens

Lina Günter ist seit 2021 Doktorandin am Helmholtz-Institut Würzburg (HIRI). Im HIRI-Graduiertenprogramm „RNA & Infektion“ erforscht sie das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RSV. Doch bereits einige Zeit davor entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Biochemie.

„Die Biochemie will verstehen, wie alles auf molekularer Ebene zusammenspielt. Das ist wahnsinnig spannend“, schwärmt HIRI-Doktorandin Lina Günter. Schon in der Schule gehörten Chemie und Biologie zu ihren Lieblingsfächern. „Die Chemie hat mich von Anfang an gepackt, was auch an meinen wunderbaren Lehrern in diesem Fach lag, die in mir die Faszination für die Welt der Atome und Moleküle geweckt haben. In der Biologie hat mich wiederum immer besonders interessiert, wie biochemische Prozesse ablaufen, ineinandergreifen und letztlich unsere komplexen Körper ermöglichen“, erinnert sie sich. Bereits während ihrer Schulzeit konnte Lina ein wenig Laborluft schnuppern, als sie ein Praktikum in der mikrobiologischen Abteilung des Universitätsklinikums in Bonn absolvierte. „Nach dem Abitur wollte ich noch mehr lernen und habe mich für ein Biochemie-Studium in Heidelberg entschieden. Vor allem im Master hatten wir viele Freiheiten, da es wenige Pflichtveranstaltungen und dafür umso mehr Wahlmodule gab. Außerdem lag der Fokus klar auf der praktischen Arbeit, sodass ich viel Zeit im Labor verbringen konnte“, erzählt sie. Von neuartigen RNA- und Proteinmodifikationen in Bakterien über Epitranskriptomik bei Blasenkrebs bis hin zu Riesenviren, die Einzeller befallen – in verschiedenen Heidelberger Laboren, unter anderem im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Max-Planck-Institut für medizinische Forschung, befasste Lina sich mit unterschiedlichsten Themen.

Bei einem Praktikum in einem Heidelberger Start-up, das Analytik für die pharmazeutische Industrie anbietet, erhielt sie Einblicke in die nicht akademische Forschung. „Die Arbeit im industriellen Umfeld hat mir großen Spaß gemacht. Ich habe viel gelernt – vor allem in Bezug auf die Strukturierung und Dokumentation meiner Experimente. Außerdem konnte ich Erfahrung an neuen Geräten sammeln, die ich aus dem universitären Rahmen nicht kannte, wie zum Beispiel eine analytische Ultrazentrifuge“, fasst sie zusammen. Für ihre Masterarbeit zog es Lina dann aber zurück an die Universität, genauer gesagt ans Universitätsklinikum in Heidelberg, wo sie den Einfluss eines Krebsmedikaments auf den RNA-Abbau untersuchte. Und auch danach hatte sie mit der akademischen Forschung noch nicht abgeschlossen. „Ich wollte noch weiter im Labor forschen, also war eine Doktorarbeit die natürliche Fortsetzung. Außerdem hat man mit einem Doktortitel später bessere Karrierechancen“, sagt sie. Deshalb war klar: Lina will promovieren.

RNA im Fokus

Das Würzburger Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) hatte die Biochemikerin zu diesem Zeitpunkt schon länger im Blick. „Da ich mich während meiner Masterarbeit bereits mit RNA-bindenden Proteinen beschäftigt hatte, hat es thematisch perfekt gepasst“, sagt Lina. Zudem gefiel ihr der Infektionskontext auf Anhieb: „Man weiß, wofür man forscht. Die eigenen Ergebnisse können einen echten Einfluss auf die Gesundheit vieler Menschen haben, wenn es beispielsweise darum geht, neue antivirale Medikamente zu entwickeln.“

Inzwischen forscht die Doktorandin im Labor von Mathias Munschauer am Respiratorischen Synzytial-Virus, kurz RSV. „Das Virus ist weit verbreitet. Nahezu jedes Kind steckt sich innerhalb der ersten zwei Lebensjahre mindestens einmal damit an. Und auch nach überstandener Infektion kann man lebenslang immer wieder an RSV erkranken. Obwohl es bei Neugeborenen zum Teil schwere Infektionen auslöst, gibt es keine spezifische antivirale Therapie“, erklärt Lina. Durch ihre Forschung will sie verstehen, wie das Virus sich die Wirtszellen zunutze macht. Dazu beschäftigt sie sich vor allem mit den menschlichen Proteinen, die an die virale RNA binden. „Ich möchte herausfinden, welche Proteine bei der Vermehrung des Virus eine Rolle spielen – und ob sie möglicherweise Angriffspunkte für Therapien bieten können“, stellt Lina in Aussicht.

Musik: Invincible von Frametraxx

Am HIRI schätzt sie zum einen die gute Ausstattung. „Ob qPCR, FACS oder Sequenzierung – uns stehen viele Geräte für unterschiedliche Anwendungen zur Verfügung“, sagt Lina. Zum anderen gefällt ihr der thematische Fokus des Instituts, der die RNA in den Mittelpunkt rückt und so die teils sehr unterschiedlichen Forschungsfelder nah zusammenbringt. Zudem lobt Lina den Zusammenhalt am Institut und insbesondere in ihrer Gruppe: „Meine Kolleginnen und Kollegen sind alle sehr nett und hilfsbereit – Fragen und Probleme lösen wir häufig als Team. Natürlich arbeiten wir alle an eigenen Projekten, aber wir unterstützen uns auch gegenseitig, wenn beispielsweise aufwendige Experimente anstehen.“  

Für das Graduiertenprogramm ist sie von Heidelberg nach Würzburg gezogen. „Die beiden Städte haben viel gemeinsam, deshalb habe ich mich schnell eingelebt“, sagt Lina. „Das lag natürlich auch an meiner Arbeitsgruppe. Meine Kolleginnen und Kollegen haben dafür gesorgt, dass ich mich direkt heimisch gefühlt habe“, fügt sie hinzu. An Würzburg mag Lina vor allem den Hofgarten. „Es ist immer wieder schön, dort spazieren zu gehen. Egal, wer mich besucht: Eine Runde durch diesen Garten steht auf dem Programm.“ Ansonsten verbringt Lina ihre Freizeit gerne auf dem Rennrad oder beim Laufen. „Wenn ich morgens durch die Weinberge jogge und die Sonne über der Stadt aufgeht – das ist wirklich wunderbar.“ Deshalb lautet Linas Tipp für alle Neu-Würzburger: früh aufstehen und einmal den Sonnenaufgang in den Weinbergen erleben.


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