Die Entdeckung antimikrobieller Wirkstoffe hat die moderne Medizin verändert und ermöglicht die Behandlung von Infektionen, die früher als unheilbar galten. Doch herkömmliche Antibiotika haben gravierende Nachteile: Sie vernichten nicht nur schädliche, sondern auch nützliche Bakterien und bringen damit das körpereigene Mikrobiom aus dem Gleichgewicht. Zudem nimmt die Zahl der Krankheitserreger, die gegen gängige Wirkstoffe resistent sind, stetig zu. Antisense-Technologien könnten hier Abhilfe schaffen und die Grundlage für die Entwicklung einer neuen Generation von Antibiotika bilden. Diese sogenannten Antisense-Oligonukleotide (ASOs) standen im Mittelpunkt des zweitägigen Symposiums ASOBIOTICS 2024, das vom 12. bis 13. September stattfand und etwa 60 Wissenschaftler:innen aus aller Welt ans Würzburger Helmholtz-Institut lockte.
ASOs und ihre Nachbildungen können, einmal in die Bakterienzelle eingeschleust, die Genexpression gezielt steuern. Da sie nach den einfachen Regeln der Basenpaarung programmierbar sind, können sie präzise und zielgerichtet gestaltet werden. Dies eröffnet vielfältige Möglichkeiten, zum Beispiel für die schnelle Entwicklung von ASOs gegen neu auftretende Krankheitserreger, die Sensibilisierung von arzneimittelresistenten Stämmen oder die Blockade wichtiger Virulenzfaktoren – unter Schonung des Mikrobioms. Trotz zahlreicher Nachweise ihrer Wirksamkeit in vitro und in vivo gegen verschiedene bakterielle Krankheitserreger sind ASOs bisher nicht als Arzneimittel zugelassen.
Das internationale Symposium ASOBIOTICS 2024 bot den Anwesenden eine Plattform, um die Herausforderungen bei der Entwicklung antibakterieller ASOs von der Grundlagenforschung bis zur klinischen Anwendung zu diskutieren. Insgesamt dreizehn Referent:innen präsentierten die Geschichte der Technologie, verschiedene Anwendungsgebiete, neue Verabreichungstechnologien sowie die chemische Biologie und das Design von ASOs. Weitere Höhepunkte waren eine Podiumsdiskussion, eine Postersession mit 25 Präsentationen und das Conference Dinner im Gartenpavillon des Juliusspitals. Darüber hinaus bestand während des Symposiums ausreichend Gelegenheit zu informellen Gesprächen, um die weltweite Forschungsgemeinschaft auf dem Gebiet der antimikrobiellen ASOs weiter zu stärken und zu vernetzen.