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Welche Rolle spielen Bakterien der Gattung Bacteroides bei Darminfektionen?

Alexander Westermann und Elise Bornet zeichnen in "Trends in Microbiology" ein umfassendes Bild der scheinbar widersprüchlichen Rolle dieser Mikroben im menschlichen Darm.

Bakterien der Gattung Bacteroides gehören zu den vorherrschenden Mitgliedern der menschlichen Darmmikrobiota. Außerhalb des Verdauungstrakts treten sie gelegentlich als Krankheitserreger auf. Als Besiedler des Darminneren dagegen können sie vor Infektionen schützen, indem sie Krankheitserreger daran hindern, das Organ zu kolonisieren.

Wissenschaftliche Studien liefern gleichwohl widersprüchliche Erkenntnisse zum Beitrag dieser Bakterien zur Gesundheit ihres Wirts. Die Rolle von Bacteroides scheint vielschichtiger als angenommen: Während die Mikroben zunächst eine Kolonisationsresistenz gegen die Invasion von Krankheitserregern bieten, können sie von denselben Pathogenen während einer Entzündung oder Antibiotikabehandlung als Nischenindikator und Ressourcenlieferant ausgenutzt werden.

Bacteroides: Ein zweischneidiges Schwert bei Infektionen

In ihrem umfassenden Überblicksartikel, der kürzlich in Trends in Microbiology erschienen ist, erörtern Forschungsgruppenleiter Alexander Westermann und Doktorandin Elise Bornet vom Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) die unterschiedlichen Facetten im Zusammenspiel von Bacteroides mit dem Immunsystem des Darms.

Die beiden Forscher:innen beziehen Erkenntnisse aus Infektionsstudien mit verschiedenen Enteropathogenen – das sind Darmerkrankungen auslösende Erreger – in ihre Betrachtungen ein. Zudem zeigen sie auf, wie modernste Transkriptomik (also die Untersuchung aller RNA-Moleküle innerhalb einer Zelle) dazu beitragen kann, die molekularen Grundlagen der unterschiedlichen Rollen von Bacteroides beim Schutz vor und bei der Förderung von Infektionen zu entschlüsseln.

Publikation

Elise Bornet, Alexander J. Westermann. The ambivalent role of Bacteroides in enteric infections. Trends in Microbiology, 7. Dezember 2021. DOI: https://doi.org/10.1016/j.tim.2021.11.009

 

Britta Grigull

Pressekontakt

Dr. Britta Grigull