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Fusobakterien und Krebs

Vogel Stiftung fördert neues Forschungsprojekt am Würzburger Helmholtz-Institut / Eckernkamp-Stipendiatin nimmt Arbeit auf

Würzburg, 8. Juni 2022 – Die Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp unterstützt ein neues Forschungsprojekt am Würzburger Helmholtz-Institut (HIRI). Es zielt auf die Wechselwirkungen von Fusobakterien und Krebs. Die Mikroorganismen treten bei verschiedenen Tumoren auf und können den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen. Die ursächlichen molekularen Zusammenhänge zu verstehen und neue Therapieansätze zu entwickeln, hat sich Valentina Cosi zur Aufgabe gemacht. Die HIRI-Doktorandin ist bereits die zweite Wissenschaftlerin, die im aktuellen Förderzeitraum des Fellowship-Programms der Vogel Stiftung ein Stipendium erhält.

Fusobakterien kommen in der menschlichen Mundhöhle vor und sind ein wichtiger Bestandteil der Mundflora. Zugleich werden diese Mikroorganismen jedoch mit einem fortschreitenden Tumorwachstum bei Dickdarm-, Speiseröhren- und Brustkrebsvarianten in Verbindung gebracht. Indem die Keime das Krebsgewebe besiedeln, stehen sie in direktem Austausch mit den bösartigen Zellen und dem menschlichen Immunsystem. „Wenn wir die Fusobakterien aus dieser Wechselwirkung entfernen könnten, so sollten wir damit auch das Tumorwachstum beeinflussen können“, hofft Valentina Cosi. Um dies zu erforschen, wird die Doktorandin am Würzburger Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) jetzt als Stipendiatin der Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp gefördert.

Die Würzburger Stiftung hatte das Fellowship-Programm im Jahr 2018 gemeinsam mit dem HIRI ins Leben gerufen und damit ein robustes Förderinstrument geschaffen. „Die Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp hat es sich zum Ziel gesetzt, exzellente Forschung am Wissenschaftsstandort Würzburg nachhaltig zu fördern“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Gunther Schunk.

„Wir wollen die besten Talente in der RNA-Grundlagenforschung und der Infektionsbiologie im Rahmen einer Promotion weiterqualifizieren“, sagt HIRI-Direktor Jörg Vogel und ergänzt: „Forschungsexzellenz braucht nicht nur die klügsten Köpfe, sondern auch ein attraktives, hervorragend ausgestattetes Umfeld und auskömmliche finanzielle Mittel. Ich freue mich daher sehr, dass wir die Vogel Stiftung in Würzburg als Unterstützerin an unserer Seite wissen dürfen.“

Eine neue Klasse medizinischer Wirkstoffe im Fokus

Als Doktorandin im Labor von Jörg Vogel hat sich Valentina Cosi sogenannten Antisense Oligomeren (ASOs) – kurzen Nukleinsäureketten – verschrieben. „Herkömmliche Arzneimittel sind zum Beispiel darauf ausgelegt, die Funktion bestimmter Eiweißmoleküle zu hemmen. Antisense Oligomere setzen bereits im Entstehungsprozess solcher Proteine an, um hier gezielte Veränderungen herbeizuführen“, so die Eckernkamp-Stipendiatin. Das funktioniert, weil ASOs direkt an eine Boten-Ribonukleinsäure (mRNA), also an den Bauplan eines Proteins, binden können. Cosi: „Wenn wir auf molekularer Ebene verstehen, wie genau die Fusobakterien mit den Tumorzellen und dem Immunsystem interagieren, dann könnten maßgeschneiderte Therapieansätze auf Basis von Antisense Oligomeren entwickelt werden, die die Keime im menschlichen Krebsgewebe ausschalten.“

Über das Fellowship-Programm

Im Jahr 2018 starteten die Würzburger Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp und das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) ihr erstes Forschungsstipendium. Die Kooperationspartner ermöglichen mit ihrem Fellowship-Programm herausragenden Nachwuchswissenschaftler:innen die Aus- und Weiterbildung im Rahmen einer Promotion. Zum Jahresbeginn 2022 wurde die zweite Förderperiode eröffnet. In dieser stellt die Vogel Stiftung über einen Zeitraum von drei Jahren Mittel in Höhe von insgesamt 90.000 Euro zur Verfügung. Valentina Cosi ist nach Darshana Gupta bereits die zweite Wissenschaftlerin, die im aktuellen Förderzeitraum begünstigt wird. Erster Fellow des Programms war 2018 Falk Ponath. Er hatte ebenfalls an Fusobakterien und deren molekularen Eigenschaften geforscht.

Mehr über Falk Ponaths Forschung:

Über Valentina Cosi

Valentina Cosi erwarb ihren Master an der Paris-Lodron-Universität in Salzburg in Medizinischer Biologie mit dem Schwerpunkt Immunologie. Im Rahmen ihrer Masterarbeit beschäftigte sie sich mit der Kreuzreaktivität von Allergenen. Seit Mai 2022 ist sie Doktorandin am Würzburger Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI). In der Arbeitsgruppe von HIRI-Direktor Jörg Vogel erforscht sie den Einsatz von Antisense-Oligomeren bei Fusobakterien. Ziel dabei ist es, neue Therapieansätze bei verschiedenen Krebserkrankungen zu entwickeln. Cosi wird durch das Fellowship-Programm der Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp gefördert.

Über die Vogel Stiftung

Die Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp wurde 2000 von dem Würzburger Verleger Dr. Kurt Eckernkamp und seiner Frau Nina Eckernkamp-Vogel gegründet. Unter dem Motto „Teilhabe am Leben durch Forschung“ fördert sie Forscher:innen am Wissenschaftsstandort Würzburg. In den zurückliegenden 20 Jahren hat die Einrichtung rund 115 größere Einzelprojekte mit insgesamt mehr als 2,5 Millionen Euro unterstützt. Im Fokus standen dabei neben der Wissenschaft auch die Felder Bildung, Kultur und das Gesundheitswesen.

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Über das HIRI

Das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) ist die erste Einrichtung weltweit, die die Forschung an Ribonukleinsäuren (RNA) mit der Infektionsbiologie vereint. Auf Basis neuer Erkenntnisse aus seinem starken Grundlagenforschungsprogramm will das Institut innovative therapeutische Ansätze entwickeln, um menschliche Infektionen besser diagnostizieren und behandeln zu können.

Das HIRI ist ein Standort des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Kooperation mit der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und befindet sich auf dem Würzburger Medizin-Campus.

 

Britta Grigull

Pressekontakt

Dr. Britta Grigull